von Schriftführer Goran Isakovic, 2015
Ich habe in den letzten viereinhalb Jahren viele besondere Momente und erste Male für die Pool-Dragons miterlebt, auch im sportlichen Bereich. Das erste Ligamatch gegen Rottach, die erste Relegation gegen Traunstein, die erste Pokalteilnahme, den ersten Titel und viele mehr. Unter all diesen Momenten, nimmt unsere Teilnahme an den Bundes-Mannschaftsmeisterschaften aber eine Sonderstellung ein. Das merkte man bereits weit vor dem eigentlichen Turnier.
Gleich nachdem die Benachrichtigung durch den Verband eingetroffen war, dass wir als Nachrücker eine Startberechtigung für die BMM erhalten hatten, wurde im Verein lebhaft kommuniziert.
Wollten wir fahren?
Wer würde fahren?
Wie wollten wir die Sache angehen?
Die erste Frage wurde sehr deutlich von sehr vielen mit Ja beantwortet. Die anderen beiden waren allerdings nicht so einfach zu beantworten.
Mir persönlich gefiel der Gedanke mit acht Spielern anzureisen und jeder dürfte in der Eröffnungsrunde eine Partie machen. Quasi eine Ehrenrunde für die verdienten Mannschaftsspieler der letzten Jahre ohne Blick auf das Ergebnis.
Nachdem aber das Turnier morgens, in Darmstadt und dann auch noch in einem sehr kurzen Format gespielt wurde, musste ich schnell einsehen, dass diese Variante nicht in Frage kommen würde. Also mit kleiner Truppe anreisen und auf Sieg spielen.
Doch wer? Qualifiziert hatten sich zwar Figo, István, Dragan, Alex und ich. Aber die Hauptlast hatten István und Figo getragen. Auch Dragans Leistung war im späteren Verlauf des Turniers immer besser geworden und ausschlaggebend für das Erreichen des Dritten Platzes gewesen. Alex und ich hingegen hatten nichts Zählbares zuwege gebracht. Hatten wir damit das Recht auf unseren Plätzen zu bestehen? Immerhin gab es mit Stefan, Helmut und Michi drei weitere Spieler, die mindestens genauso gut waren, wahrscheinlich sogar besser. Sollten nicht besser die spielen, die auch die besseren Chancen hatten?
Ich muss gestehen, dass mir die zweite Option zwar einleuchtete, aber ich verdammt gern selbst am Tisch stehen wollte. Da aber Figo aus privaten Gründen auf die Teilnahme verzichten musste, Helmut arbeiten musste und sich Michi und Stefan nicht dazwischen drängen wollten, gab es schließlich keine harte Entscheidung zu treffen. Ich bin Stefan und Michi sehr dankbar, insbesondere da ich weiß, dass sie selbst sehr gerne unseren Verein in Darmstadt vertreten hätten. Allein dieser selbstlose Verzicht würde die BMM schon zu etwas Besonderem für unseren Verein machen. Doch es gab da noch vieles mehr.
Anders war auch, dass wir eine Athletenvereinbarung abgeben mussten, wenn wir an nationalen Wettbewerben teilnehmen wollten. Ja, plötzlich ist man Athlet, auch wenn man sich nicht athletischer als vor der Unterzeichnung fühlt.
Im Gegensatz zu unseren bisherigen Ligaspieltagen, wo die Aufstellung vor Partiebeginn festgelegt wird, und den Einzelmeisterschaften, wo die Paarungen ausgelost werden, mussten wir uns hier bereits eine knappe Woche vor dem Turnier festlegen. Wir überließen diese Entscheidung vertrauensvoll unserem Mannschaftsführer István, der ja seit dieser Saison auch die Geschicke unserer 1.Kombi-Mannschaft lenkt. Es war auch keiner besser dafür geeignet. István kennt die nationale Billardszene besser als jeder andere Pool-Dragon, verfolgt die Bundesligen sehr genau, ebenso die deutsche Turnierszene, in der er selbst regelmäßig auftritt. Neben der bayerischen Szene, kennt er auch die sächsischen Teilnehmer aus seiner Zeit bei Leipzig und Dresden sehr gut.
Auch die Auslosung unseres Erstrundengegners erfolgte bereits im Vorfeld. Uns wurde die zweite Mannschaft des 1.PBC Merkers zugelost. Eine schnelle Online-Überprüfung verriet, dass die Merkers ein Thüringer Oberligist sind. Im Gegensatz zu Bayern, wo Oberliga bereits ein Gütesiegel ist, gibt es in Thüringen nur zwei Spielklassen und das Niveau ist nicht annähernd so hoch, wie in Bayern. Die Einzelstatistiken der Spieler ließen keine sonderliche Ehrfurcht aufkommen und dass die Merkers auf dem letzten Tabellenplatz standen, gab ebenfalls Anlass zur Hoffnung. Nicht, dass man die Truppe auf die leichte Schulter nehmen sollte. Wenn sie nicht Billard spielen könnten, hätten sie sich ja auch nicht für die BMM qualifiziert. Aber wir wussten nun, dass wir einen machbaren Gegner antreffen würden und nicht etwa den Deutschen Meister PBC Schwerte 87, Titelverteidiger BSV Wuppertal oder die Bundesligisten BC Queue Hamburg oder 1.PBC Neuwerk. Das gab doch Anlass zur Hoffnung.
Mit Turnierbeginn um 9:30 Uhr und Anwesenheitspflicht um 9:00 Uhr, sowie 440 km Anreise, war klar, dass wir mehr als nur den Turniertag selbst investieren mussten. Erstmals mussten also Hotelzimmer reserviert und der Ablauf eines gesonderten Anreisetags geplant werden. Da so eine Anreise nicht alltäglich für uns ist, beschlossen wir diese zu zelebrieren. Wir brachen also früh auf und machten eine längere Pause in Ulm, wo wir gemeinsam frühstückten und uns beim herrlichsten Herbstwetter den Wochenmarkt am Münsterplatz und die Altstadt ansahen. Am späten Mittag ging es weiter nach Darmstadt, wo wir erst unsere Hotelzimmer bezogen und danach in Chaplins zogen.
Die Spielstätte, wo das Turnier stattfand, beeindruckte mich sehr. Zwei Stockwerke mit 24 Pool-Tischen, 1 Snooker-Tisch, mehrere Bowlingbahnen, ein großer Gastrobereich mit weitläufiger Bar und vielen weiteren Freizeitangebote – kein Wunder, dass dort am Wochenende der Bär tanzt.
Gegen vier Uhr trafen wir ein und es liefen bereits die Halbfinals des Damen- und des Seniorenwettbewerbs. Während das Match der Damen des BC Colours Düsseldorf gegen SnooBi Hannover im Erdgeschoß von Nervosität und überraschend vielen Fehlern geprägt war, ging es im ersten Stock deutlich anspruchsvoller zur Sache. Bei den Senioren beeindruckten uns vor allem die Akteure des PBC Schwerte 87 und des SV Motor Babelsberg, welche sich überhaupt nichts schenkten und tolle Stöße in Serie produzierten.
Natürlich verfolgten wir auch die Damen, wo mit dem BC Miesbach ja ein bayerischer Vertreter um den Finaleinzug kämpfte, jedoch knapp dem BC Alsdorf unterlag. Bei diesem Match zeigte sich uns eine weitere Besonderheit, denn Miesbach und am nächsten Tag auch wir, BSV München und BC Haunstetten konnten auf einen eigenen Betreuer und loyalen Zuschauer zurückgreifen. Der bayerische Landessportwart, Daniel Bayer, war angereist und unterstütze alle Mannschaften des BBV nach Kräften. Eine tolle Sache und scheinbar keine Selbstverständlichkeit, wenn man sich manch anderen Landesverband ansah.
Wir verzichteten dann schweren Herzens auf die Finals, da uns Hunger und Neugier in die Innenstadt von Darmstadt lockten. Dank der Zeitumstellung auf die Winterzeit, hatten wir glücklicherweise auch reichlich Zeit dies zu tun. Trotz Rückkehr ins Hotel nach Mitternacht, blieben also immer noch genügend Stunden, um Schlaf zu tanken.
Bei einem ausgiebigen Frühstück wurde am nächsten Morgen nochmals Kraft gesammelt, ehe es wieder ins Chaplins ging. Dort war dann schon ein Großteil der teilnehmenden Mannschaften versammelt. Über 120 Billardspieler, allesamt willens dich schnellstmöglich nach Hause zu schicken, sind ein beeindruckender Anblick und kein Vergleich zu einem Ligaspieltag, bei dem sich ja meistens nur acht Spieler treffen. Da bei dieser Teilnehmerzahl und "nur" 24 Pool-Tischen nicht viel Gelegenheit zum Einspielen war, versteht sich von selbst. Kaum hatten wir uns angemeldet, einen Tisch erkämpft und gemeinsam ein paar Stöße gemacht, wurden wir schon zum Fotoshooting gerufen. Achim Gharbi, Herausgeber des Touch-Magazins, wollten wir natürlich nicht warten lassen. Neben einem Mannschaftsfoto wurden auch Portraitfotos gemacht, die man künftig im eigenen Profil der Internetseite der German Tour, finden wird. So viel Aufmerksamkeit ist man als Garmisch-Partenkirchner Billardspieler nicht gewohnt und ein wenig wichtig fühlt man sich da schon.
Doch mit jeglichen Eitelkeiten war es schnell vorbei, als DBU-Sportwart und Turnierleiter Roland Gruß zum Mikrofon griff und die BMM eröffnete. Die Anspannung war nahezu greifbar - glücklicherweise nicht nur bei uns, sondern im ganzen Gebäude. Ob Veteranen wie Sascha Tege vom SV Motor Babelsberg, da eine Ausnahme darstellten oder ihre Emotionen einfach besser zu verbergen wussten, kann ich nicht beurteilten. Unsere Gegner aus Thüringen waren jedenfalls genauso nervös wie wir.
Uns wurde lediglich ein Tisch für unsere Begegnung zugeteilt, was ich hinterher als echten Glücksfall bezeichnen würde. Es gibt ja in Deutschland Visionäre die einen Spielbetrieb auf nur einem Tisch propagieren, wie es Daniel Schöpf bei der Mitgliederversammlung des BBV 2014 tat. Nach der BMM bin ich bedingungslos seiner Meinung.
Wie schon erwähnt, spielten wir nur an einem Tisch. Das hatte zur Folge, dass sich die zwei jeweiligen Akteure einer Partie zumindest der sechs anderen Spieler ihrer Mannschaften als Zuschauer sicher sein konnten. In unserem Fall besetzten noch eine weitere Mannschaft und unserer Betreuer die Tribüne. Das ist ein völlig anderes Erlebnis für einen gewöhnlichen Billardspieler, zumal das Publikum sehr fachkundig war. Hin und wieder warf dann auch mal ein Bundesligaspieler vom Nachbartisch einen abschätzenden Blick herüber. Das Silbertablett lies grüßen.
Unter dieser Atmosphäre betrat unser Alex das metaphorische Schlachtfeld. Dessen erste Aufnahme ist auf Video gebannt und bedarf keiner weiteren Beschreibung:
In Folge kam Alex dann aber wieder an den Tisch. Ausnahmsweise machte "Mr. Cool" seinem Spitznamen keine Ehre, denn er verschoss die Acht! Glücklicherweise kam er aber noch ein weiteres Mal an den Tisch und machte es besser. Alex wäre nicht Alex, wenn er nicht über die volle Distanz gehen würde. Nachdem das zweite Spiel schnörkellos verloren ging, folgte ein, von Taktik geprägtes, Entscheidungsspiel. Hier half das Glück etwas nach: Alex verschoss und der eben verschossene Objektball legte sich so vor den Spielball, dass der Gegner über zwei Banden gehen musste und prompt ein Foul beging. Mit Ball in Hand beendete Alex dann die Partie und holte den ersten Punkt der Dragons.
Nun war ich an der Reihe. Mein Gegner gewann das Ausschießen, breakte, traf den Spielball jedoch unsauber und öffnete den Pulk nur zur Hälfte. Da nichts gefallen war, durfte ich also die Farbe wählen. Es lagen jeweils drei Probleme pro Farbe, wobei nur bei den Vollen die Acht offen lag. Also die Vollen. Ich traf meinen Einsteiger und öffnete den ersten von zwei Clustern und nutze einen der nun freien Objektbälle, um Problem drei (eine versteckte Volle) frei zu bekommen. Zwei Kugeln später scheiterte ich daran, mir den Split Ball für den zweiten Cluster einzustellen. Also begnügte ich mich damit, meine Volle vor die Tasche zu legen und tunlichst darauf zu achten, dabei seine Kugeln nicht zu entwickeln oder ihn einen Ball anzubieten, womit er das selbst erledigt konnte. Zu meiner Freude kam ich wieder an den Tisch, konnte meinen Einsteiger versenken und in Folge das Spiel ausmachen.
Es ist schon ein tolles Gefühl, wenn man die Acht in der Tasche verschwinden sieht und man durch den Beifall seiner Mannschaftskameraden, sowie die bedrückten Gesichter der Gegner, aus der Konzentration geholt wird. Natürlich durfte ich mich nicht lange auf diesem Gefühl ausruhen, denn es galt ja noch ein Spiel zu holen. Also wieder fokussieren und den Break durchziehen. Dieser gelang, ich lochte und hatte sogar mehrere Einsteiger. Nachdem ich mich für eine Farbe entschieden hatte, spielte ich den Tisch Ball für Ball herunter. Ein Objektball machte mir dabei aber Sorgen, denn er ging nur in eine Tische und ich hatte zwischenzeitlich die Stellung verloren, um auf diesen einstellen zu können. Also musste ich improvisieren. Die Zwei, welche ich mir als Schlüsselball für die Acht ausgesucht hatte, musste nun dafür dienen, um auf die dann letzte Volle zu stellen. Dazu musste ich über eine Länge von zirka anderthalb Metern einen gefühlvollen Druckball mit etwas Effet spielen. In dieser Situation spürte ich dann erstmals eine gewisse Anspannung. Misslang der Stoß, hätte ich entweder keine Fortsetzung oder der Gegner einen offenen Tisch, was automatisch eine Niederlage bedeuten könnte. Gerne würde ich schreiben, dass ich dem Druck standgehalten hätte, doch dem war leider nicht so. Ich lochte zwar die Zwei, doch führte ich den Stoß nicht konsequent durch. Statt also der Tangentenlinie zu folgen, rollte der Spielball einfach nach.
Trotz des Patzers hatte ich Glück, denn es stellte sich heraus, dass ein Einbänder möglich war. Wenn ich das Tempo richtig dosierte, würde der Spielball sogar in die ideale Position nachrollen, und ich könnte die Acht in dieselbe Tasche spielen. Tja, Position der Weißen und Laufweg des Objektballs waren perfekt, doch das Tempo stimmte nicht!
Entsetzt sah ich, dass der Ball wenige Zentimeter vor dem Mittelloch liegen blieb. Fünf Taschen waren völlig frei, mein Gegner hatte mehrere Einsteiger und keine großen Probleme. In Ergolding hatte ich meinen Gegner auch schon solche Geschenke gemacht und war zurecht mit einem Ausschuss bestraft worden.
Daher nahm ich Platz und stellte mich geistig schon mal auf ein Entscheidungsspiel ein. Doch mein Gegner patzte und verschoss einen einfachen Ball. Völlig überrascht ging ich wieder an den Tisch, schubste die letzte Volle in die Mitte und schickte die Acht sauber und unter Applaus meiner Mannschaft in eine Ecktasche.
Meiner Einschätzung nach, bin ich in diesem Spiel Günstling der Umstände gewesen. Michael Heidenreich, so der Name meines Gegners, ist sicher kein schlechter Spieler. Vermutlich hätte er unter Trainingsbedingungen den Tisch locker abgeräumt und unter üblichen Wettkampfbedingungen wohl auch. Aber in dem Format war der Druck doch um einiges größer.
Das merkte dann auch an Dragan, der als nächster dran war und anschließend auch bei István. Die Screenshots unseres Facebook-Chats, mit dem wir die daheim gebliebenen informierten, vermitteln einen Eindruck dessen, wie viele Fehler beiden Mannschaften unterlaufen sind.
Aber es vermittelt auch, wie spannend so eine Partie sein kann. Jeder Treffer ein Grund zum Feiern, jeder Fehler eine Katastrophe. Fiel die Acht zu unseren Gunsten war das pure Erleichterung. Ein echter Billardkrimi und wir waren mittendrin.
Unseren Tischnachbarn des Duells BSV München gegen PBC Schwerte 87, schien das Spiel auf einem Tisch auch sehr gut zu gefallen. Als nämlich ein Tisch frei wurde und ihnen vorgeschlagen wurde, diesen übernehmen zu können, lehnten beide Mannschaften dankend ab. Die Turnierleitung musste sie dann zu ihrem "Glück" zwingen, um den Ablauf des Turniers nicht zu entschleunigen.
Dragan holte schließlich zwei Partien am Stück (sein Gegner war in Partie 3 und Partie 5 derselbe). Da István, inzwischen ja am Nachbartisch spielend, ebenfalls einen Matchpunkt geholt hatte, konnten wir das Duell zeitig mit 5:0 für uns entscheiden. Wir waren eine Runde weiter und die Erleichterung groß! Völlig falsch auf diesen Meisterschaften waren wir also nicht.
Viel Zeit zur Freude gab es allerdings nicht, denn sogleich wurde unsere nächste Begegnung über die Lautsprecher ausgerufen. Das Los hatte uns den BSV Lucky Nine Kaiserslautern zugeteilt. Nun wurden uns drei Tische zugewiesen. Da ich für Spiel 4 gesetzt war, blieb mir vorerst die Zuschauerrolle. Im Gegensatz zu der ersten Runde bekam ich nun nicht mehr alles von dem Spielgeschehen mit, da ich meine Aufmerksamkeit auf drei Tische verteilen musste. Am einfachsten fiel es mir bei Dragans Partie, da ich unmittelbar davor saß.
Im Gegensatz zum Achtelfinale war Dragan nun wesentlich entspannter. Und ein entspannter Dragan ist ein stark spielender Dragan. Relativ schnell und mit wenigen Fehlern gewann er die Partie und ich übernahm dessen Tisch. An den Nachbartischen steckten István und Alex noch mitten in ihren Partien und es war unmöglich zu sagen, wie es stand. Momentan galt es nur, mein eigenes Duell zu gewinnen. Dies gelang mir dann schließlich mit 2:1. Auch in dieser Partie streute ich aber immer ein, zwei Fehler ein. Doch nur im zweiten Spiel bestrafte Sandro Mantello mich mit einem Ausschuss.
Sofort nach dem Händeschütteln mit meinem Gegner erkundigte ich mich über den Spielstand. Sowohl István, als auch Alex hatten mit 1:2 verloren und die Hinrunde endete also mit einem Unentschieden.
Dragan hatte Partie Fünf bereits begonnen und spielte ein Hill-Hill, welches er aber gegen einen stark spielenden Oliver Boss verloren geben musste. Das hieß, dass es nun an Alex, István und mir lag. Zwei von uns mussten siegen, damit wir in die Verlängerung konnten und alle drei, wollten wir den Sieg in der Rückrunde erringen.
Erneut verlor ich den Ausschuss. Mein Gegner breakte und lochte seinen Einsteiger. Allerdings wäre dieser bereits der Split Ball für sein einziges Problem gewesen, was er wohl nicht rechtzeitig gesehen hatte. Die Konsequenz war, dass wir uns in einem taktischen Geplänkel wiederfanden. Nach mehreren Aufnahmen setzte ich mich hierbei durch und hatte den Ausschuss vor Augen.
Bevor ich diesen angehen konnte, sah ich, dass Alex seinem Gegner die Hand gab und sich dieser freudestrahlend zu seinen Mannschaftskameraden begab. Alex hatte also verloren und nun mussten István und ich siegen, wenn das Turnier nicht zu Ende sein sollte. István war auch gerade am Stoß - so weit so gut!
Ich spielte weiter und lochte drei Kugeln am Stück. Zwei Kugeln hatte ich noch. Beide waren spielbar. Die Elf lag vor der linken Mitte, Schwarz direkt daneben. Die Neun lag nahe der linken Fußtasche, der Spielball aber fast gerade. Ich entschloss mich, die Neun anzugehen, die Tasche auszunutzen und die Weiße über kurze und dann lange Bande wieder in den Tisch laufen zu lassen.
Als ich sah, dass die Weiße viel zu flach und zu langsam aus der kurzen Bande heraus kam, wurde mir fast schlecht. Ich ahnte, was das bedeuten könnte. Und tatsächlich rollte der Spielball nicht mehr an der Acht vorbei, sondern blieb wenige Zentimeter vor ihr liegen - auf der falschen Seite! Der Spielball lag absolut save!
Fassungslos starrte ich auf meine, selbst verbrochene Ablage. Jegliche Art von Einbändern war unmöglich und auch die zwei Banden waren nicht wirklich vielversprechend. Gefühlte fünf Minuten grübelte ich an der Situation, ehe ich die Elf in die Mitte ansagte und über zwei Banden und an mehreren gegnerischen Kugeln vorbei ging.
Wenig überraschend lochte ich die Kugel nicht. Allerdings traf ich sie gut genug, so dass sie weiter vor der Mitteltasche blieb und der Spielball bis zur Fußbande lief. Mein Gegner musste so zumindest einen langen Einsteiger spielen, den er dann auch verschoss.
Ich beendete das Spiel und blickte sofort zum Nachbartisch. Gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Christian Hilger die Acht versenkte und István die Hand reichte.
Das Turnier war aus.
Ich gratulierte meinem Gegner, der noch die Aufbaufolie in der Hand hielt und danach den anderen Kaiserslauterern, die allesamt sehr sympathisch auftraten.
Auch wir Dragons klatschten untereinander ab und nahmen uns einen Moment Zeit, die Rückrunde Revue passieren zu lassen. Während Alex wohl ein Kick den Sieg gekostet hat, räumten Dragan und István eine zu hohe Fehlerquote als Grund ein.
Natürlich sind solche Analysen wenig zweckmäßig. Aber sie helfen, den ersten Moment des Frustes zu überwinden. Nachdem das gelungen war, setzten wir uns ins Publikum und beobachteten die hochdramatische Verlängerung der Partie BC Haunstetten gegen BC Queue Hamburg. Unsere Sympathie galt da natürlich den Underdogs aus Augsburg, die wir ja bereits von den Landes-Mannschaftsmeisterschaften kannten. Florian Voinescu, Martin Schnürch und Stefan Ernst spielten gegen die Bundesligisten aus Hamburg dann auch bärenstark und schafften die Überraschung.
Ich persönlich musste mir eingestehen, dass ich das soeben gesehene Niveau nicht zusammenbringen könnte. Das half mir, Frieden mit unserem Ausscheiden zu finden.
Schließlich genehmigten wir uns noch einem ausgiebigen Abstecher ans Büffet, schlugen uns die Bäuche voll, während wir uns mit unserem Landessportwart über alle möglichen Themen aus der Billardwelt unterhielten, ehe wir die lange Heimreise antraten.
Ob wir in den nächsten Jahren erneut eine Chance auf die Teilnahme bei den BMM haben werden? Wissen kann man das nicht. Aber ich weiß, dass wir es unbedingt versuchen werden. Vielleicht schon 2016...
von Mannschaftsführer Istvan "Professor" Pataki, 2015:
Im Karo-L.A. (Ergolding) angekommen, machten sich Alex, Dragan, Figo, Goran und István mit den Gegebenheiten vertraut.
Nachdem István „einstimmig“ zum Mannschaftsführer verdonn… ähm nominiert wurde und die Auslosungen standen, konnten die Landesmeisterschaften starten.
Leider kommen - seit einiger Zeit - nur eine Handvoll Mannschaften zu diesem Turnier, was bei der Organisation und Mühe die reingesteckt wird für uns unverständlich ist.
Danke an dieser Stelle nochmal an das superfreudliche und professionelle Karo-Team! Und danke an Daniel Bayer und seine Unterstützer vom BSV Ergolding, dass ihr das Turnier gehostet habt.
Es wurde in zwei Gruppen á drei Teams gespielt. In unserer Gruppe starteten außer uns noch BSV München 1 und BSV Ergolding 2.
Vom Papier her eine lösbare Aufgabe. Welche sich aber doch als harte Nuss darstellte, die es für uns zu knacken galt.
Denn schon gegen BSV München 1 (hier war die „Schwächere“ Mannschaft gesetzt) taten sich die Dragons schwer.
Insbesondere Dragan und Figo hatten ihre Startschwierigkeiten.
Mit Fieber und angesammelter Müdigkeit ging es in die Spiele.
Die erste Runde gestaltete sich als Punkteteilung, Dragan hatte es gegen Brandon Fannell nicht einfach und verlor deutlich. Figo hingegen zeigte erstmal gute Form und holte den ersten Punkt für die Garmischer.
Goran durfte seinem Wunschgegner (Simon Shearer) entgegentreten, musste aber nach einer 2 zu 0 Führung mit ansehen, wie der sympathische Brite Spiel um Spiel zum Satzsieg holte.
István machte es sehr spannend, wie immer wenn so früh begonnen wird und die Arme noch kalt sind.
Nach einer Zwischenzeitlichen 3 zu 1 Führung ließ er seinen Gegner noch mal an sich herankommen. Nur eine gelochte Weiße Kugel befreite ihn im entscheidenden Frame und brachte das 4 zu 3 und den Ausgleich in der Partie gegen die Münchner.
In Runde Zwei wurden dann nur noch drei entscheidende Partien angesetzt.
Dragan wollte aber nochmal die Chance bekommen, seine Unkonzentriertheiten aus der Vorrunde wett zu machen und tat dies wieder gegen Brandon.
Figo wechselte zu Shearer und István bekam nochmal den gleichen Gegner.
In dieser Runde wurde es haarig. Dragan kam nicht viel besser ins Spiel und verlor direkt und klar. István konnte diesmal die Fehlerquote niedriger halten und schoss, am Ende mit einem schönen An/Aus, zum 4 zu 0 Sieg aus.
Bei Figo sah es zwischendrin so aus als würde er zum 4-3 Sieg potten, aber dann kam Shearer! Der, wie schon gegen Goran, konsequent die Fehler nutzte, die in dem Fall Figo machte, um dann sein solides Spiel durchzuziehen und unseren Drachen auf der Zielgeraden abzufangen.
So verloren wir ein fast sichergelaubtes Spiel gegen die sympathischen Münchner.
Danach durfen wir gleich zum zweiten Gruppenspiel, gegen die Gastgeber aus Ergolding.
In der Hinrunde ließen wir Dragan sich erholen und setzen dafür unseren mitgereisten Joker (Alex) ein.
Allerdings musste sich dieser gegen einen solide spielenden Ergoldinger knapp geschlagen geben.
Goran ärgerte den Mannschaftsführer der Gegner zwischenzeitlich, doch war wohl kein reinkommen in die Partie, so verlor auch Goran. Figo – wohl etwas in Rage über den letzten Satz – machte nun kurzen Prozess mit seinem Gegner gewann schnell und deutlich. István tat es, in wenig langsamer Manier, ihm nach und gewann gegen einen indisponiert wirkenden Gegner.
Somit war wiedermal die Punkteteilung nach Runde Eins entstanden und die letzten drei Partien sollten die Entscheidung bringen.
Dragan, der in der Pause die Zeit nutzte um sich zu stärken, kam wieder dazu.
Goran musste aus zeitlichen und Arbeitstechnischen Gründen verfrüht nach GaP zurück. So blieben noch Dragan und István zur Komplettierung von Runde Zwei.
Innerhalb kürzester Zeit gewannen Dragan, Figo und István ihre Spiele souverän und konnten somit das sichere Halbfinalticket buchen.
Nach medikamentöser Versorgung unseres kränkelnden Drachen (Dragan) und guter Mittagspause, starteten wir in die Halbfinals.
Mit dem BC Haunstetten bekamen wir die Titelverteidiger des Vorjahres als Gegner.
Nach 10 Minuten saß Alex – überrascht – im Sessel und gab nur einen Satz von sich: „Ich war nur einmal dran!“
Die Qualität der Spiele zog unaufhörlich an. Im Spiel von István war es teilweise ein offener Schlagabtausch, der am Ende gütlich für den Garmischer ausging.
Dragan durfte sich gegen einen der Besten dieses Tages messen und ging als knapper Verlierer aus dieser Partie.
Figo hingegen nutzte die Fehler seines in der Regionalliga spielenden Gegners aus und gewann deutlich.
Da war sie, die Überraschung (fast!) es stand Unentschieden gegen den Titelverteidiger!
Der Kapitän (István) sagte hinterher: „Ich roch den Hauch der Sensation in der Luft!“
Dragan spielte mittlerweile auf hohem Niveau, angesichts seines gesundheitlichen Zustandes. Doch nutzte ihm dies nichts gegen den Augsburger.
István war gerade beim Ausgleich zum Hill-Hill Match angelangt, da verlor Figo knapp in seinem Hill-Hill Spiel.
Somit konnte das Spiel und das Match nur noch für Haustetten gewertet werden. Schade! Nahe dran!
Aber so können wir uns definitiv in der Landesliga behaupten und wir konnten schonmal vorfühlen, auf das was da auf uns zukommen wird.
Das kleine Finale gab es, schon aus Prinzip, noch oben drauf.
BSV München, die Gegner gegen die wir vorher verloren hatten. „Revanche!“ sagte Figo als er den Namen seines Gegners hörte: „Shearer“ war es!
Und wie diese Revanche genommen wurde! 4 zu 0 ohne Aufsehen zu erregen aber doch mit einem „kaputten“ Briten.
Dragan tat es ihm nach 4 zu 0. Jetzt war der Spannungsbogen gelöst, die Last von den Schultern! Jetzt ging es um Kosmetik und darum, sich ordentlich aus dem Turnier zu verabschieden!
István folgt den beiden Drachen nach und ließ nur Alex zurück am Tisch, der Brandon bespaßte J
Nach ein paar „spectacular Shots“ war dann doch eine knappe 3 zu 4 Niederlage zu verbuchen und es ging in die Verlängerung.
Diese wurde sachlich aber bestimmt nach 15 Minuten von Figo mit einem Sieg beendet!
Fazit:
Schöner Tag! Cooles Turnier!
4 Stunden Fahrt, 10 Stunden Billard! 3. Platz!
Nächstes Jahr gerne wieder!